vendredi 24 octobre 2008

Leben des Galilei (Brecht)

Autor: Bertolt Brecht
Originaltitel: Leben des Galilei
Erste Ausgabe: 1943
Übersetzung:
-


Auszug:

ANDREA aufschreiend: Das werden sie nicht wagen! Und selbst wenn sie es ihm antun, wird er nicht widerrufen. "Wer die Wahrheit nicht weiss, der ist bloss ein Dummkopf. Aber wer sie weiss und sie eine Lügen nennt, der ist ein Verbrecher."

FEDERZONI
Ich glaube es auch nicht, und ich möchte nicht mehr leben, wenn er es täte, aber sie haben die Gewalt.


ANDREA
Man kann nicht alles mit Gewalt.
FEDERZONI Vielleicht nicht.

DER KLEINE MÖNCH
leise: Er ist 23 Tage im Kerker gesessen, Gestern war das grosse Verhör. Und heute ist die Sitzung.
Da Andrea herhört, laut: Als ich ihn damals, zwei Tage nach dem Dekret, hier besuchte, sassen wir dort drüben, und er zeigte mir den kleinen Priapgott bei der Sonnenuhr im Garten, ihr könt ihn sehen von hier, und er verglich sein Werk mit einem Gedicht des Horaz, in dem man auch nichts ändern kann. Er sprach von seinem Schönheitssinn, der ihn zwinge, die Wahrheit zu suchen. Und er erwähnte das Motto: hieme et aestate, et prope et procul, usque dum vivam et ultra. Und er meinte die Wahrheit.



Meine Meinung:*****

Brecht ist Weltklasse! Der ist jetzt im Nu in meine Favoriten gelandet und darf nun neben Thomas Mann, Akhmatova, Dostoievsky, Proust und Rimbaud sitzen.
Brechts knirschende Ironie geht in diesem Theaterstück Hand in Hand mit einer wunderschönen Melancholie, ein zweites Gesicht des Schriftstellers, die ich gar zu oft vergesse. Brecht ist nicht nur Meister der süss-saurer Ironie, er ist auch ein sensibles Gemüt, dass auch ohne schwarzem Humor Wahrheiten ganz deutlich klarstellen kann, wie es den Ausschnitt oben genannt zeigt.
Über die Treue zur Wahrheit, und die Erzählung geht jeden von uns etwas an. Man schliesst dieses Buch mit der gravierenden Frage:
Was ist mit mir?
Bleibe ich der Wahrheit treu? Bleibe ich frei, oder lasse ich mich erpressen, die Wahrheit zu widerreden?
Was würde ich machen?
Ich liebe Brecht, weil wir bei ihm immer wieder neu in Frage gestellt werden, und ich bewundere seinen kraftvollen Stil.

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